Freitag, 25. Dezember 2015

Undra - die vielleicht letzte Suon des Jahres

23. Dezember 2015



Route: Eggerberg BLS - Lötschberger Höhenweg - Baltschieder Viadukt - Wiigartneri Suon - Pt. 925 - Baltschieder Talweg - Wegweiser - Undra Suon - Mili - Theresia Kapelle - Ausserberg Dorf - Ausserberg BLS. 
7 km, 250 Hm Aufstieg, T2. Begehung der Undra nur für trittsichere und schwindelfreie Wanderer.

Zugegeben: auf meine Ansagen kann man sich nicht immer verlassen. So habe ich den Gang über die Niwa als letzte Suonenwanderung des Jahres bezeichnet. Ich kann nichts dafür, dass es nun die vorletzte geworden ist. Schuld ist das andauernd schöne Wetter. Wer kann da schon immer zu Hause bleiben.

Heute fahre ich mit dem Lötschberger nach Eggerberg und wandere auf dem Höhenweg Richtung Ausserberg bis zu Pt. 925 oberhalb des Baltschieder Viadukts.


Ab hier folge ich dem Talweg und betrete das Landschaftsschutzgebiet Baltschiedertal. Weil dieses steile Bergtal nach Süden orientiert ist, geniesse ich durchwegs die wärmende Wintersonne.


Unterwegs gilt mein Interesse natürlich den Suonen. Nach dem Viadukt habe ich die Wiigartneri gequert und sehe sie nun unter mir im Wald. Sie hat keine eigene Fassung mehr im Baltschiederbach ....

....und erhält ihr Wasser aus einer steil abfallenden Rohrleitung von der Undra.


Mein Weg führt Richtung Ze Steinu. Ein Wunschziel ist für mich immer noch die Baltschiederklause. Ab hier sind immer noch ca. 1700 Höhenmeter zu bewältigen. Vielleicht nächsten Sommer ...


Am Gegenhang erblicke ich die Hütte von Tuntscheta. Sie liegt unterhalb der Laldneri Suon.


Ganz offensichtlich ist die Fassung der Laldneri im letzten Sommer von den heftigen Gewittern beschädigt worden.


Heute ist der Baltschiederbach mit dem glasklaren Wasser die reinste Idylle.


Der nächste Wegweiser weist mich auf die Undra. Sie führt kein Wasser, der Weg zur Fassung erübrigt sich .....


... aber ich erinnere mich an den 26. Juli 2015, als die Schöpfe eher zuviel Wasser aufnahm.



Der "moos'ge Stein" ist da, aber das Wasser fehlt.



Auch ohne Wasser macht das Wandern auf der Undra Spass - aber eben, trittsicher sollte man sein und nicht unter Höhenangst leiden.



Das Wasserrad hat Winterpause, aber im Juli war Hochbetrieb.




Hier kommt nun das Wasser hinunter vom Stollen. Der Verteiler regelt die Wassermenge für die Undra und die Leitung zur Wiigartneri.





Unterhalb der Geissbalma fliesst die Undra nun durch offenes Gelände. Der Blick ins Haupttal öffnet sich.





Der Blick zurück ins Baltschiedertal. Aber Vorsicht beim Drehen um die eigene Achse! Es geht ganz gäbig d'rüberuus ....





Bei der Mili (Mühle) beginnt ein Fahrweg. Zu bewundern ist hier unter anderem das historische Türschloss.




September? Nein, 23. Dezember. Kaum zu glauben. Sommerliche Wärme.



Eine Augenweide am Wegrand sind auch heute Hagebutten und Waldreben.





Zum Abschluss kommt vor Ausserberg die Kapelle der Kleinen Theresia.







Ausserberg in Sicht - und damit (vielleicht) das Ende der letzten Suonenwanderung 2015.












Dienstag, 22. Dezember 2015

Alter Mann auf neuem Weg zur alten Niwa

18. Dezember 2015



Route: Raron SBB - Raron Felsenkirche - Raron Burgkirche - Rarnerbode - Niwa Suon -
Pt. 791 - St. German - Kulturweg - Ausserberg BLS


Es gibt im Wallis mindestens acht Suonen, die Niwa, übersetzt "Neue Wasserleite", heissen. So neu sind sie alle nicht. Die St. Germann Niwa, die ich nun zum dritten Mal begangen habe, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die Suonen haben uns Menschen etwas voraus: sie sind auch nach 900 Jahren noch neu, ich zum Beispiel mit 75 Jahren schon fast uralt.

Ich verbinde die letzte Suonenwanderung des Jahres mit dem Besuch der Kirchen in Raron und St. German. Die Burgkirche ist gewissermassen das Wahrzeichen Rarons:



Besonders für ältere und behinderte Menschen ist der Aufstieg auf den Burghügel beschwerlich oder gar unmöglich. Deshalb wurde die Felsenkirche gebaut und 1974 eröffnet. Der Eingang und die Glocken befinden sich direkt unter der Burgkirche.



Mit 500 Sitzplätzen ist die Michaelskirche in Raron die grösste Kirche der Gegenwart, die sich voll umfänglich im Felseninnern befindet.



Beim Aufstieg zum Burghügel bewundere ich nicht zum ersten Mal die stilvollen Häuser - eine einmalige Symbiose von Holz und Stein.






Oben auf dem Burghügel geniesse ich als erstes den Blick ins Rhonetal ...


... und verweile dann am Grab von Rainer Maria Rilke und sinniere über den Grabspruch:
Rose, o reiner Widerspruch, Lust,
Niemandes Schlaf zu sein unter so viel Lidern.


Die Burgkirche, das eindrückliche gotische Bauwerk, entstand zwischen 1512 und 1518. Mich beeindruckt ganz besonders das restaurierte und klanglich hervorragende Walpen-Orgelwerk.



So! Jetzt aber den Rucksack gebuckelt und hoch zur Niwa!


Im ersten Steilstück werfe ich natürlich einen Blick zurück zur historischen Häusergruppe rund um die Burgkirche.


Die steilen Weiden unterhalb der Niwa werden von Schafen beweidet - und da haben frei laufende Hunde nichts zu suchen.


Am Gegenhang grüsst die Häusergruppe Rarnerkumme.


Kurz unterhalb der Niwa höre ich es rauschen und plätschern. Ein untrügliches Zeichen, dass die Niwa so spät im Dezember noch Wasser führt.


Dort wo die Niwa aus dem steilen Krachen des Bietschbaches in die Flanken des Haupttales einbiegt, beginnt der markierte Hüterweg.


Ich kann es nicht beschreiben: wandern auf dem Hüterweg einer Suone  ist ein ganz besonderes spirituelles Erlebnis. Der Wanderer, das Bachbett, der Hüterweg - alle sind alt. Nur das Wasser ist immer wieder neu.





Die aus Lärchenstämmen gehauenen Kännel müssen natürlich von Zeit zu Zeit ersetzt werden
.


Kurz nach dieser Passage steige ich hinunter zum Dorf St. German. 



Heute nehme ich mir endlich einmal die Zeit, die Kirche zu besuchen. Wie kann man bei einem solchen Kleinod immer vorbeilaufen? Ein Teil des Schiffes stammt aus dem 9. Jahrhundert, als es die Niwa noch gar nicht gab.




Die Krypta wurde im 19. Jahrhundert zur Lourdes-Grotte umfunktioniert.


Im Dorf weist ein grosser hölzerner Wegweiser zu einer Krippe hin. Ich finde sie in einem kleinen Stadel. Es ist eine Krippe der Superlative, aufgebaut auf mehreren Ebenen. Im Sammelsurium fast unzähliger Figuren habe ich vorerst Mühe, die Hauptsache zu finden. Eines ist sicher: in dieser Krippe steckt sehr, sehr viel Herzblut.




Nach so viel Advent sprinte ich anschliessend hoch nach Ausserberg, weil ich den 14.48 Lötschberger nicht verpassen will. Die Zeit reicht noch gerade, um eine Waldrebe und einen Eurocity zu fotografieren ...