Donnerstag, 15. September 2016

Vom Heidadorf zum Simplonpass

Eigentlich war für heute die alljährliche Begehung der Heido Suone geplant. Aufgrund des Wetterwechsels schien es mir oben auf dem Gibidumpass ratsam, auf die Umrundung des Nanztales zu verzichten. Ich entschied mich für den direkten Weg hinüber zum Bistinenpass.












Hinfahrt zum Ausgangspunkt
Bahn: Bern - Thun - Spiez - Visp
Postauto: Visp - Visperterminen
Sesselbahn: Visp - Giw

Route
Giw - Gibidumsee - Gibidumpass  - Nanztal - Bististafel - Grosse Läger - Bistinenpass - Bielti - Niwen - Simplonpass

13 km, 1000 Höhenmeter Aufstieg, 980 Höhenmeter  Abstieg, T2, 5 Stunden

In Giw fasziniert bei noch prächtigem Wetter die Sicht zu den Gipfeln Weisshorn, Mischabel und Bietschorn. Frustrierend ist dann jeweils der Aufstieg  über die steinige Skipiste, eine veritable Wunde in der Landschaft. Nach einer Viertelstunde zweigt dann der Pfad ab, der hinaufführt zum Gibidumsee. Dieser See auf der Höhe des Gibidumpasses speichert das Suonenwasser, das die Heido auf einer Länge von 12 km von den Gletschern des Fletschhorns zu den Alpweiden ob Visperterminen leitet.


Am Horizont grüssen das Weisshorn und das Bishorn

Die Gipfel des Mischabelmassivs

Auch dieses Jahr: die Südflanke des Bietschhorns ist total ausgeapert

Am Gibidumsee weht ein rauer Wind: das Bietschhorn spiegelt sich nicht


 Vom Gibidumpass hat man viele Wandermöglichkeiten. Was man wissen sollte: im Wallis sind die Wanderzeiten knapp gerechnet. Es lohnt sich, rechtzeitig aufzubrechen.


Wegweiser auf dem Gibidumpass
Lange Abstiege zu Beginn einer Wanderung schätze ich ja eigentlich nicht. Fast 400 Höhenmeter geht es hinunter bis in die Talsohle des Nanztales. Bei kühlem Wind auf gutem Weg erreiche ich den tiefsten Punkt recht schnell. Wie das Gredetschtal ein ganz beonderes Tal: hier hat es zwar einige sehr abgelegene und karge Alpen, jedoch kein einziges ganzjährig bewohntes Haus. Eine öffentliche Strasse gibt es nicht.


Abstieg ins Nanztal. Die Schlechtwetterfront naht.

Silberdistel. Von meiner Grossmutter habe ich gelernt, wie man sie essen kann.

Alp Mättne im Nanztal

Hinten im Talabschluss Unners und Obers Fulmoos
Jetzt ist Steigen angesagt. Knapp 600 Höhenmeter sind zu bewältigen bis hinauf zum Bistinenpass, anfänglich ein steiler Karrweg, weiter oben in den Alpweiden geht es gleichmässig und gemütlich "obsi". Dank kühlem Wind erreiche ich die Passhöhe schon kurz nach 12 Uhr.

Nach der Brücke bei Mättne beginnt die Steigung

Die abgelegene Bististafel

Das Grosse Läger ist schon verlassen


Blick zum Gegenhang: wie ein Strich in der Landschaft ist die Heido zu sehen

Vorbei bei der Hirscher Hitte

Blick hinüber zum Gibidumpass

Wegweiser kurz unter dem Bistinenpass
Die sympathischen weissen Schafe habe ich am Wegweiser schon oft gesehen, was dann völlig überraschend vom Pass herunterkommt, sind weisse Ziegen.

Sind es wohl Deutsche Edelziegenè
Ankunft auf dem Bistinenpass. 500 Höhenmeter geht es nun hinunter zum Bielti - und dann 100 Meter hinauf auf den Simplonpass. Ich bin glücklich, dass ich dies so locker bewältige.

Typisch im Simplongebiet sind diese Pass-Steinmänner


Abstieg zur Simplonstrasse. Im Süden stauende Wolken ...

... im Norden noch blauer Himmel

Tief unter mir der Alte Spittel und das Barrelhaus

Blick zurück auf einen schönen Wandertag
Im übervollen Postauto geht es dann hinunter nach Brig - und auch im IC nach Bern wird mir bewusst, dass ich mein Leben als frischgebackener Urgrossvater in vollen Zügen geniesse ...














Sonntag, 4. September 2016

Stockalperweg - Leiden und Freuden eines Wanderleiters





21. September 2016

Leitung:  Peter Mathys, 21 Seniorenwanderer



Route
Simplonpass - Niwen - Alter Spittel - Nideralp - Chlusmatte - Engiloch - Engi - Maschihüs - Egga - Simplondorf

10 km, Aufstieg 50 Hm, Abstieg 550 Hm, reine Wanderzeit 3 Std., Bergweg, stellenweise steinig, meist T1, kurze Stellen T2.

Um es klar zu stellen: die Leiden des Wanderleiters finden vor, nicht während der Wanderung statt. Da sieht dieser nämlich einige Tage vor der Wanderung in seinen Intelligenzblättern " 20 Minuten" und "Blick am Abend" im Wetterbericht für den 21. September Bildli mit grauen Wolken, vielen Regentropfen und einem dekorativen Blitz. Was tun? Durchführen? Absagen? Verschieben? Dann kommt endlich der Gedankenblitz: die 20 Angemeldeten haben ja vermutlich diese Bildli auch gesehen und kommen trotzdem. Also durchführen!

Und siehe da: wir starten in Bolligen bei klarem Himmel und lassen uns vom bisschen Nebel auf dem Simplonpass nicht verdriessen. Im Hotel Simplonblick geniessen wir den obligaten Startkaffee mit Gipfeli. Danke, Nicole!



                       
Hotel Simplonblick
Kaffee und Gipfeli
Der Stockalperweg führt nicht nur durch eine einmalig schöne Passlandschaft. Er lässt uns zwei bedeutende Kulturwege mit eindrücklichen Bauten erleben, den von Kaspar Jodok Stockalper erbauten Säumerweg und die von Napoleon befohlene erste Strasse über einen Alpenpass. Insbesondere den Bauten gilt auf unserer Wanderung ein besonderes Interesse.

Hospiz auf der Passhöhe
Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 1813, kurz bevor Napoleon gestürzt wurde. Auch heute noch wird das renovierte Hospiz von den Chorherren des Grossen Sankt Bernhard betrieben. Es ist ganzjährig offen und kann bis zu 130 Gäste beherbergen.

Über herbstlich verfärbte Böden geht es in einigen Stufen hinunter zu der Häusergruppe Niwen. Von hier aus haben wir den Überblick über die Ebene von Gampisch mit den markanten Bauten.

Erstaunlich, wie leichtfüssig ...

.... die zum Teil über 90-jährigen ...

.... Senioren unterwegs sind.

Überblick über die Ebene von Gampisch

Nach dem Abstieg durch lockeres Erlengebüsch kommen wir unten bei den historischen Gebäuden an. Besonders imposant ist das alte Hospiz. Wir können uns nicht vorstellen, wie die schweren Steine so hoch hinauf gehoben wurden.


Der turmartige, fünfgeschossige "Alte Spittel" wurde von Kaspar von Stockalper erbaut und 1666 vollendet. Er diente den Reisenden als Hospiz und der Familie Stockalper als Sommersitz.


Das Barralhaus mit dem Grundriss von 7 auf 120 m ist ein seltsames Gebäude. Erbaut wurde es vom Geistlichen Pierre Barral als Ferienheim für Seminaristen einer Missionsgesellschaft. Später wurde es als Militärunterkunft genutzt. Heute ist es leer und verwahrlost.

Unser nächstes Ziel ist ein Wäldchen kurz vor Engeloch.  Hier machen wir Mittagshalt.

Blick zurück zum Alten Spittel

Vorbei bei einem prächtigen Vogelbeerbaum


Häusergruppe auf Nideralpe

Abstieg zum Chrummbach
 Zu einer Seniorenwanderung gehört das Picknick im Freien. Jedes nach seinem Gusto, aber mit Hochgenuss draussen in der freien Natur.





Weiter geht es Richtung Engiloch. Dort betrachten wir das Schutzhaus Nr. VII der alten Passstrasse. Zwischen Domodossola und Brig gab es elf solcher Schutzhäuser.


Ehemals Schutzhaus Nr VII, heute Restaurant Engeloch
Nach dem Engeloch folgt gleich ein weiteres Schutzhaus, die Alte Sust am Stockalperweg.
Diese wurde im 16. Jahrhundert als Maiensäss umgebaut.

Alte Sust


Jetzt beginnt der Abstieg zum Maschihüs

Hier gibt es noch Rinder mit Hörnern!


Vogelbeeren

Die Häusergruppe von Maschihüs
 Nach Maschihüs überqueren wir den Chrummbach auf der Steinbrücke aus napoleonischer Zeit. Ein eindrückliches Beispiel: Gehauener Stein überlebt rostenden Eisenbeton!


Ägerbrigga über den Talbach


Ca. einen Kilometer wandern wir nun am Rand der alten Passstrasse, steigen dann einem Bächlein entlang hoch und erreichen den Weiler Egga. Die Akustik der Johannes-Kapelle testen wir einmal mehr mit dem "Dona nobis pacem".




Das Wägeli brauchen wir nicht - wir sind alle noch fit!

Die Einheimischen bewundern den Durchmarsch der Senioren

Das Ziel naht! Wir erblicken in einer Mulde unter uns Simplon Dorf. In der berühmten Bäckerei Arnold decken wir uns ein mit Roggenbrot und trinken den Zielkaffee.


Simplon Dorf heute ...

... und vor zwei Tagen

Letzter Abstieg



Zurück zum Anfang: die Freude des Wanderleiters war gross, unterwegs von Leiden keine Spur. Es macht ganz einfach grossen Spass, mit so motiviertenFrauen und Männern unterwegs zu sein. Ich freue mich schon auf das nächste Mal!

Und jetzt: Simplon Dorf ade. Wir kommen wieder!