Montag, 31. Oktober 2016

Von roten Perücken zu weissen Schirmen

Donnerstag, 28. November 2016

Zitat aus einem Bericht vom November 2014
Auf der Fahrt von Visp nach Leuk beobachteten wir auf der Höhe von Turtmann immer wieder die feuerroten Büsche drüben an der Platte. Mit der Vermutung, es seien Berberitzen, lagen wir nicht richtig. Perückensträucher seien es, erfuhren wir von einem Kenner - und endlich machte ich mich auf, sie aus der Nähe zu betrachten. Allerdings kam ich zwei Wochen zu spät. Nur vereinzelte Exemplare prangten noch im intensiven Rot. Im steilen Aufstieg zur Hohen Brücke setzten heute die Flaumeichen die Farbtupfer.













Die Reise
Bolligen - Bern - Thun - Spiez - Visp - Turtmann. Rückreise ab Leuk.

Die Wanderung
Turtmann SBB - ARA Leuk - Hohe Brücke - Ober Rotafen - Brentjong - Leuk Stadt - Leuk Bahnhof
9 km, 460 m Auf- und Abstieg, Schwierigkeit meist T1 - kurz T2, 3Std. reine Wanderzeit


Heute, gut zwei Jahre später, starteten wir eben zwei Wochen früher zu unserer Perückenwanderung – und erlebten schon kurz nach dem Start in Turtmann am Rhoneufer die erste Überraschung. So üppigen Sanddorn hatten wir schon lange nicht mehr gesehen. Extrem sauer waren die Beeren – aber sehr gesund sollen sie ja sein.



Auf der Höhe der ARA Leuk zweigt der Weg ab hinüber zu den Platten. In gleichmässiger Steigung geht es nun hinein in die roten Perücken. Ich versuche gar nicht, die Farbenpracht zu beschreiben. Wir sehen uns satt und staunen über die immer wieder neuen Farbkombinationen. Dabei vergessen wir fast, dass wir 300 Höhenmeter aufsteigen, bis dann nach der Biegung hinein ins Tal des Feschelbaches unmittelbar due Hohe Brücke vor uns liegt.

ARA Leuk - am Hang der Bergweg

In der Bildmitte der Illgraben






Über den Feschelbach bei Erschmatt führt eine Bogenbrücke, die sogenannte Hohe Brücke oder Teufelsbrücke; sie wird 1563 als "neue Brücke" erstmals erwähnt. Am östlichen Brückenkopf wurde 1691 eine Kapelle gebaut.

Auch hier nur Staunen über die Baukunst und den Mut unserer Vorfahren! Ich denke, dass die uralte Steinrücke die Betonbrücke von 1966 überleben wird.




Weiter geht es nun zum Weiler Ober Rotafen mit seinen schönen und gut erhaltenen Häusern, und nach steilem Anstieg erreichen wir auf einer Anhöhe ein Strässchen, das nach Ober Lichten hinabführt. Bei Pt. 925 beginnt ein schmaler Pfad, der nach Brentjong hinüberführt. Schmal und stellenweise ausgesetzt – deshalb beurteile ich dieses Wegstück als T2.
Ober Rotafen

Stattliches Haus in Rotafen

Unterwegs nach Brentjong geniessen wir die Aussicht, werden von Schafen begrüsst und könnten reife Hagebutten pflücken.








In Brentjong quert der Weg die riesige Anlage der Satelittenbodenstation. Ehrlich gesagt: mich interessiert nur wenig, was mit diesen riesigen Schirmen erfasst, gemessen und erforscht wird. Gesehen habe ich sie natürlich schon oft, aber heute sind wir mitten drin. Und ich finde es sehr aufmerksam, dass man rechtzeitig vor der grossen Schneerutschgefahr gewarnt wird.



Im Hintergrund der verbrannte Wald, der sich langsam erholt.

Hier rennen wir im Laufschritt durch ...
Nach Brentjong beginnt der Abstieg durch die Rebberge. Ein Winzer fährt auf schmalem Weg rückwärts mit seinem Traubengut hoch, lässt uns passieren und fordert uns auf, von seinen Blauburgunder Trauben zu kosten. Danke! Das war heute eine weitere Überraschung.

Der Wanderweg hinunter zum Bahnhof in Susten führt mitten durch die Stadt Leuk hindurch. Eine Stadt mit ausserordentlich schönen historischen Gebäuden! Besonders zu erwähnen sind das Rathaus und das Bischofsschloss.

Blick hinüber zum Pfynwald


Leuk mit Rathaus und Bischofsschloss

Der "Von Werra-Herrensitz"

Das Bischofsschloss
Eine Variante: statt nach Brentjong und hinunter nach Leuk zu wandern, kann man von der Hohen Brücke nach Erschmatt aufsteigen. Es ist aber ratsam, den Fahrplan zu studieren, weil die Postatos von Erschmatt nach Leuk nicht regelmässig fahren.

Sonntag, 30. Oktober 2016

Die Reise nach Prag

Freitag, 28. Oktober 2016

Seit meiner letzten Reise nach Prag sind einige Jahre vergangen. In Erinnerung geblieben ist mir das intensive Gold dieses Kraftortes. Mit allen Fasern zog es mich da hin. In meinem Kopf entstand ein ehrgeiziges Projekt: am gleichen Tag wollte ich mit dem Zug hin und zurückreisen und all die goldenen Stätten in ca. sechs Stunden durchwandern. Ich habe es nach Plan geschafft! Wie, beschreibe ich in dieser neuesten wanderbaren Geschichte.

Die Reise
Bolligen - Bern - Spiez - Frutigen - Kandersteg - Goppenstein - Hohtenn und zurück

Die Wanderung
Hohtenn BLS - Alp Tatz - Alp Joli - PragLawinenverbauung - Rarnerchumme - Lötschberger Höhenweg - Hohtenn BLS.
Strecke 16 km, 1110 Meter Auf- und Abstieg, Schwierigkeit T2, 6 Std. reine Wanderzeit



In Hohtenn reihen wir uns für kurze Zeit in die heute lockere Kolonne der Höhenwegwanderer ein. Kurz nach der Unterführung unter der Bahnlinie biegen wir links in einen schmalen Pfad ab, der steil das felsige Lüegilchi hinaufführt. Der Luogelkinviadukt liegt bald tief unter uns.


ETR 610 auf dem Luogelkinviadukt
Von einem felsigen Vorsprung aus haben wir den Überblick über das Rhonetal.

Unten im Tal die Dörfer Gampel und Steg

Am Gegenhang das Alpdörfchen Ladu

Direkt unter dem Felsen der Luogelkinviadukt

Nach ca. einer Stunde erreichen wir Alp Tatz und rasten kurz bei der schönen Kapelle. Unterhalb Mattachra betreten wir das Jagdbanngebiet Wilerhorn. Was der Schmierfink mit dem Pluszeichen meint, ist uns nicht klar. Hätte er gern mehr Wölfe? Vermutlich ist ihm der senkrechte Strich zu kurz geraten. ...


Im Aufstieg zur Alp Joli beginnt das Lärchengold. Auch unser Tagesziel kommt in Sicht: der Buckel rechts aussen direkt unter dem Lärchenast.



Auf solider Brücke überqueren wir den Seebach. Oben über dem Wasserfall führt die Ladu Süe durch (Süe: Rarnerdialekt für Suone).



Jägerhütte kurz vor Alp Joli
Alp Joli: Lärchen von grün bis golden in allen Farbtönen. Eine gemütliche Alphütte, wohltuende Ruhe, hinten am Wilerhorn schon der erste Schnee.





Kurz hinter der Alphütte überqueren wir den Jolibach und steigen auf schmalem Pfad den schattigen und steilen Bergwald hinauf. Nach ca. 200 Höhenmetern erreichen wir Prag. Eben nicht die goldene Stadt Prag, aber auch ein Ort, wo im Herbst das Gold dominiert. Hier oben ist es mir echt wohl!

In der Bildmitte das Fletschhorn

Lärchengold


In der Bildmitte Bürchen und darüber die Mischabelgruppe
Diesen immer steiler werdenden Hang wollen wir absteigen. Wir hoffen, den Pfad durch die Lawinenverbauungen zu finden. Bis zur Rarnerchumme geht es gut 1000 Höhenmeter abwärts. So nebenbei: wir haben den Pfad problemlos gefunden und nicht verloren ...


Im Jahr 1971 wurde der Telwald durch einen Waldbrand zerstört. Mit Lawinenverbauungen wurde die steile Flanke stabilisiert und aufgeforstet. Legföhren und Birken dominieren, aber auch die Lärchen wachsen wieder heran.



Der Pfad ist schmal, aber kaum zu verfehlen. Einige wenige Markierungen zeigen, wo man die Verbauungen passieren muss.




Kehren direkt am Abgrund zum Jolital ermöglichen schöne Ausblicke.


Blick hinüber zur Alp Tatz

Blick hinauf zum Chistehorn

Oben im Himmel erkennt man verbrannte Lärchenstämme.
Etwa auf halber Höhe kommt man bei zwei Baracken vorbei. Kein Ruhmesblatt! Mehr als 40 Jahre nach dem Aufforsten des Waldes verrotten hier Haus und Mobiliar ....



Nach endlos scheinendem Abstieg über ein Strässchen nähern wir uns der Rarnerchumme. Nochmals zwei optische Höhepunkte:

Nach Lärchengold nun Kirschenrot

Der Durstlöscher im Chrüterbeizli: Quittenmost
Auf dem Lötschberger Höhenweg geht es zum Schluss zurück nach Hohtenn. Und weil die Zeit reicht, warten wir geduldig auf den Lötschberger - und wie die Details zeigen, handelt es sich beim Zugteil rechts um die Lötschbergerin.



Zum Schluss danke ich dir, Roland, dass du mich auf dieser Traumtour begleitet hast. So langsam komme ich nämlich zur Erkenntnis, dass ich solche Wanderungen (in der Regel) nicht mehr allein unternehmen sollte.